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Tauben fliegen auf

Melinda Nadj Abonji

Tauben fliegen auf

Roman

Es ist ein schokoladenbrauner Chevrolet mit Schweizer Kennzeichen, mit dem sie zur allgemeinen Überraschung ins Dorf einfahren, und die Dorfstraße ist wirklich nicht gemacht für einen solchen Wagen. Sie, das ist die Familie Kocsis, und das Dorf liegt in der Vojvodina im Norden Serbiens, dort, wo die ungarische Minderheit lebt, zu der auch diese Familie gehört.

Oder, richtiger, gehörte. Denn sie sind vor etlichen Jahren schon ausgewandert in die Schweiz, erst der Vater und dann, sobald es erlaubt war, auch die Mutter mit den beiden Töchtern, Nomi und Ildiko, und Ildiko ist es, die das hier alles erzählt. So auch den Besuch im Dorf, der dann nicht der einzige bleibt, Hochzeiten und Tod rufen sie jedes mal wieder zurück ins Dorf, wo Mamika und all die anderen Verwandten leben, solange sie leben.

Zuhause ist die Familie Kocsis also in der Schweiz, aber es ist ein schwieriges Zuhause, von Heimat gar nicht zu reden, obwohl sie doch die Cafeteria betreiben und obwohl die Kinder dort aufgewachsen sind. Die Eltern haben es immerhin geschafft, aber die Schweiz schafft manchmal die Töchter, Ildiko vor allem, sie sind zwar dort angekommen, aber nicht immer angenommen. Es genügt schon, den Streitigkeiten ihrer Angestellten aus den verschiedenen ehemals jugoslawischen Republiken zuzuhören, um sich nicht mehr zu wundern über ein seltsames Europa, das einander nicht wahrnehmen will. Bleiben da wirklich nur die Liebe und der Rückzug ins angeblich private Leben?

Erscheinungsjahr: 2010

Deutscher Buchpreis 2010
Schweizer Buchpreis 2010

320 Seiten
nur als e-book erhältlich

WG: 1112
ISBN: [978-3-99027-120-9]

Preis: € 8,99

Autorin:
Melinda Nadj Abonji

Autorin: Melinda Nadj Abonji

Autorin, Textperformerin, Musikerin (Geige und Gesang).
Studium der Germanistik und Geschichte in Zürich (Lic.Phil.I).

Seit 1998 Zusammenarbeit mit dem Raplyriker und Beatboxer Jurczok 1001 (Textperformance, Musik, Theater).
Seit 2006 Leiterin einer freien Schreibwerkstatt in Zürich.
2004 erschien ihr erster Roman »Im Schaufenster im Frühling«, für den sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt.

Pressestimmen

Abonjis Geschichte ist gut, ein Ereignis aber ist ihre Sprache.

Tobias Becker, Der Spiegel
Eine teils ergreifende, nie sentimentale Familiengeschichte, aber ebenso ein Roman über die Anpassungsfähigkeit des Menschen.
Judith von Sernburg, Frankfurter Rundschau
Das ist sie also: die zeitgemäße Form, über Emigration, entschwindende Heimat und das Leben im Dazwischen zu schreiben. Mit Humor, pointierter Wehmut und rhythmischem Sound.
Sibylle Birrer, Neue Zürcher Zeitung
Melinda Nadj Abonjis Versuch, ein persönliches Stück Zeitgeschichte – den Zusammenbruch Ex-Jugoslawiens – im Schicksal einer Immigrantenfamilie zu spiegeln, ist auf beeindruckende Weise gelungen. Wie mutig zudem, ein Ausländerdasein in der Schweiz so aufrichtig, so bitter, so sensibel und fair zu beschreiben.
Alice Werner, Berner Zeitung

Dieser Text ist klug, sprachbewusst und zugleich ein großes Lesevergnügen.

Peter Schneider, Bieler Tagblatt

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