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Ursula Krechel

Geisterbahn

Roman

Fast ein Jahrhundert umspannt der Bogen dieses Romans, mit dem Ursula Krechel fortsetzt, was sie, vielfach ausgezeichnet und gefeiert, mit »Shanghai fern von wo« und »Landgericht« begonnen hat. »Geisterbahn« erzählt die Geschichte einer deutschen Familie, der Dorns. Als Sinti sind sie infolge der mörderischen Politik des NS-Regimes organisierter Willkür ausgesetzt: Sterilisation, Verschleppung, Zwangsarbeit. Am Ende des Krieges, das weitgehend bruchlos in den Anfang der Bundesrepublik übergeht, haben sie den Großteil ihrer Familie, ihre Existenzgrundlage, jedes Vertrauen in Nachbarn und Institutionen verloren. Anna, das jüngste der Kinder, sitzt mit den Kindern anderer Eltern in einer Klasse. Wer wie überlebt hat, aus Zufall oder durch Geschick, danach fragt keiner. Sie teilen vieles, nur nicht die Geister der Vergangenheit.

Mit großer Kunstfertigkeit und sprachlicher Eleganz erzählt Ursula Krechel davon, wie sich Geschichte in den Brüchen und Verheerungen spiegelt, die den Lebensgeschichten einzelner eingeschrieben sind. Auf einzigartige Weise schafft sie eine atmosphärische Dichte, in der vermeintlich Vergangenes auf bewegende und bedrängende Weise gegenwärtig wird.
Erscheinungsjahr: 2018

650 Seiten, gebunden
auch als e-book erhältlich

WG: 1112
ISBN: [978-3-99027-219-0]

Preis: € 32,-

Autorin:
Ursula Krechel

Autorin: Ursula Krechel

Ursula Krechel war Theaterdramaturgin. Sie lehrte an der Universität der Künste Berlin, der Washington University St. Louis und ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Sie lebt in Berlin.

Veröffentlichungen u. a.
»Erika«, Theaterstück, 1974
»Selbsterfahrung und Fremdbestimmung«, Essay, 1975
»Nach Mainz!«, Gedichte, 1977
»Verwundbar wie in den besten Zeiten« Gedichte, 1979
»Zweite Natur«, Szenen eines Romans, 1981
»Vom Feuer lernen«, Gedichte, 1985
»Kakaoblau. Gedichte für Erwachsende«, 1989
»Die Freunde des Wetterleuchtens«, Prosa, 1990
»Technik des Erwachens«, Gedichte, 1992
»Mit dem Körper des Vaters spielen«, Essays, 1992
»Sizilianer des Gefühls«, Erzählung, 1993
»Landläufiges Wunder«, Gedichte, 1995
»Verbeugungen vor der Luft«, Gedichte, 1999
»Der Übergriff«, 2001 (Neuauflage mit einem Nachwort von Antje Rávik Strubel, 2022)
»In Zukunft schreiben«, Handbuch für alle, die schreiben wollen, 2003
»Stimmen aus dem harten Kern«, Gedicht, 2005
»Mittelwärts«, Gedicht, 2006
»Shanghai fern von wo«, Roman, 2008
»Jäh erhellte Dunkelheit«, Gedichte, 2010
»Landgericht«, Roman, 2012
»Die da«, ausgewählte Gedichte, 2013
»Stark und leise. Pionierinnen«, Essays, 2015
»Geisterbahn«, Roman, 2018
»Beileibe und zumute«, Gedichte, 2021
»Gehen. Träumen. Sehen. Unter Bäumen«, Essays, 2022

Pressestimmen

Ursula Krechels Sprache ist auf wunderbare Weise besonnen, keinesfalls nüchtern, aber eben auch nicht effektvoll. Immer wieder gibt es Sätze, die von einer bestechenden Wahrhaftigkeit und sprachlichen Schönheit sind – aber das Erzählen, so ausschweifend und genau es auch ist, hat zugleich etwas Verschwiegenes. (…) Ursula Krechel leistet Erinnerungsarbeit auf eindringliche, literarisch höchst reflektierte und bewegende Weise. Und sie zeigt, dass die Vergangenheit nicht bewältigt ist, ja, noch nicht einmal vergangen.
Ulrich Rüdenauer, Süddeutsche Zeitung
Wuchtig, grausam, soghaft erzählt Ursula Krechel in ihrem Roman „Geisterbahn“ von einer Sinti-Familie, die unter dem Terror der Nazis zerbricht. Mit Achtung und Feingefühl fühlt sie sich in die chronischen Leiden ein, die der Terror in den Figuren zurücklässt
Ingeborg Harms, Die Zeit

Ein Ereignis!

Karl-Markus Gauß, Die Presse
Alles ist in diesem Roman in ständig quälender Nachbarschaft: die unschuldigen und schuldigen Menschen, die schrecklichen und banalen Erlebnisse, die Träume und die Albträume. Es gibt kein Entkommen, nicht als Verfolgter im ‚Dritten Reich‘ und nicht als Leser dieser hochverdichteten Prosa, die in Rhythmusgefühl und Sprachgewalt die Lyrikerin erkennen lässt. Ursula Krechel setzt mit ‚Geisterbahn‘ den fulminanten Schlusspunkt ihrer Romantrilogie zur deutschen Kriegs- und Nachkriegsvergangenheit.
Andreas Platthaus, FAZ
Was die Literatur der historischen Wirklichkeit schuldig ist, hat Krechel schon in ihrem mit dem Buchpreis ausgezeichneten Roman ‚Landgericht‘ gezeigt, und auch in ‚Geisterbahn‘ inszeniert sie es als ein virtuoses Zusammenspiel aus Fakten und Erfindung. Hinter den Figuren stehen Menschen, denen spätes Recht zuteil wird, weil es dieser Literatur um Richtigkeit geht.
Paul Jandl, NZZ
Geisterbahn besticht durch den formal glänzend komponierten Stoff – was wusste man bisher über Luxemburg vor der deutschen Besatzung, was über die Trierer Verwaltung und Amtskirche? –, das Figurenensemble und die sorgfältige Sprache mit ihren behutsam verwendeten lyrischen Stilmitteln.
Maike Albath, Deutschlandradio
Mit Geisterbahn hat Ursula Krechel einen weiteren Gedenkstein für Verfolgte des Naziregimes gesetzt. Ihre dicht erzählte, zuweilen lyrische Deutschstunde zieht die Leserin in ihren Bann und in die Vergangenheit, die erschreckend schnell wieder aufscheinen kann.
AVIVABerlin, Bärbel Gerdes
Krechel erzählt aber in ihrer hochkonzentrierten Deutschstunde nicht nur, wie es wurde nach dem Krieg, wie schmerzhaft das Nebeneinander war und wie unausgesprochen und tödlich zwischen den Unschuldigen und den Schuldigen. Sie erzählt auch, wie es kam. Zieht Linien. Bringt ans Licht, was heute noch gern unter die Geschichtsbücher geschoben wird. Ein Jahrzehnt wird Sprache und tut weh.
SWR Bestenliste, Dezember 2018
Geisterbahn' offenbart die Akribie der Recherche, die schiere Menge an Wissen, Einsichten und gewonnenen Zusammenhängen. Ursula Krechel ordnet und legt auseinander, besticht mit tiefgreifender Empathie. Und obwohl sie unverblümt schildert, verfällt sie nie dem Moralisieren.
Gallus Frei, literaturblatt.ch
Ursula Krechel erzählt ihre Beobachtungen in einer Sprache, die jedes Detail berichtet, und mit dieser Berichtssprache gibt sie gleichzeitig der stummen Verzweiflung der Opfer Ausdruck. […] Ein seltenes, gutes Buch.
Herbert Heuß, Zentralrat Deutscher Sinti & Roma