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Ursula Krechel

Der Übergriff

Erzählung
Bearbeitete Neuausgabe, mit einem Nachwort von Antje Rávik Strubel

Eine Frau beginnt zu reden. Dabei sind ihre Lippen schon ganz spröde, so oft ist ihr über den Mund gefahren worden. Aber wie entkommt sie dieser Einschüchterung? Indem sie den Mund nur noch öffnet, um zu essen, zu küssen und zu staunen? Andererseits: Gibt nicht gerade das Schweigen der Stimme Raum, die ihr den Mund verbietet? Zu oft ist geschwiegen worden, auch damals, als das ganze Haus hörte, wie die Nachbarmädchen geschlagen wurden. Hat man die eigene Sprache verlernt, weil alle verlernt haben hinzuhören? Wie der Reporter, der nicht mehr hinhört, wenn er vom Krieg berichtet, so fest hat er jede Verzweiflung im Griff.
Erscheinungsjahr: 2022

192 Seiten, gebunden mit SU
auch als e-book erhältlich

WG: 1112
ISBN: [978-3-99027-272-5]

Preis: € 21,-
erschienen am 22.9.2022

Autorin:
Ursula Krechel

Autorin: Ursula Krechel

Ursula Krechel war Theaterdramaturgin. Sie lehrte an der Universität der Künste Berlin, der Washington University St. Louis und ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Sie lebt in Berlin.

Veröffentlichungen u. a.
»Erika«, Theaterstück, 1974
»Selbsterfahrung und Fremdbestimmung«, Essay, 1975
»Nach Mainz!«, Gedichte, 1977
»Verwundbar wie in den besten Zeiten« Gedichte, 1979
»Zweite Natur«, Szenen eines Romans, 1981
»Vom Feuer lernen«, Gedichte, 1985
»Kakaoblau. Gedichte für Erwachsende«, 1989
»Die Freunde des Wetterleuchtens«, Prosa, 1990
»Technik des Erwachens«, Gedichte, 1992
»Mit dem Körper des Vaters spielen«, Essays, 1992
»Sizilianer des Gefühls«, Erzählung, 1993
»Landläufiges Wunder«, Gedichte, 1995
»Verbeugungen vor der Luft«, Gedichte, 1999
»Der Übergriff«, 2001 (Neuauflage mit einem Nachwort von Antje Rávik Strubel, 2022)
»In Zukunft schreiben«, Handbuch für alle, die schreiben wollen, 2003
»Stimmen aus dem harten Kern«, Gedicht, 2005
»Mittelwärts«, Gedicht, 2006
»Shanghai fern von wo«, Roman, 2008
»Jäh erhellte Dunkelheit«, Gedichte, 2010
»Landgericht«, Roman, 2012
»Die da«, ausgewählte Gedichte, 2013
»Stark und leise. Pionierinnen«, Essays, 2015
»Geisterbahn«, Roman, 2018
»Beileibe und zumute«, Gedichte, 2021
»Gehen. Träumen. Sehen. Unter Bäumen«, Essays, 2022

Pressestimmen

»Der Übergriff«, Ursula Krechels feinnervig-hellsichtige Erzählung einer Selbstentgleisung und fortlaufenden Selbstjustiz spielt in einer real und strukturell gewaltsamen Männerwelt. Das Buch ist lakonisch und komisch, ist tragisch, sensible Prosa voller Wahrnehmungssensationen, ohne routiniert referierbare Geschichte.
Markus Clauer, DIE ZEIT
Krechel nimmt viele Ansätze der neueren feministischen Wellen vorweg. Allerdings bar jedweder diskursiver Überhöhung. Stattdessen wendet die Autorin alle Mittel auf, die die Literatur ihr zur Verfügung stellt: pointierte Metaphern, intelligenter Witz, mithin eine entlarvende Sprachkraft, die selbst hart verkrustete Geschlechter- und Machtstrukturen aufzubrechen vermag.
Björn Hayer, Die Presse
Ursula Krechels jetzt wieder aufgelegte Erzählung »Der Übergriff« war schon lange vor #metoo ein Aufschrei gegen toxische Männlichkeit,
Jan Ehlert, NDR

Ursula Krechels Erzählung ist ein Lehrstück über die Machtverhältnisse in unserer immer noch patriarchal geprägten Liebesordnung.

Michael Braun, SR2 KulturRadio
Krechel untersucht in ihrer Erzählung mit psychologischer Raffinesse mannigfaltige Dimensionen und Modalitäten von Gewalt auf der Metaebene.
Maria Renhardt, Die Furche
Sehr poetisch beschreibt die Autorin die Umgebung und den Weg einer jungen Frau zurück zu ihrer eigenen Sprache. Denn gerade über diese ausweglose Situation, dieses erzwungene Schweigen, beginnt sie zu schreiben und findet so zu ihrer eigenen Stimme, die sich nicht mehr zum Verstummen bringen lässt.
Kathrin Reisinger, an.schläge - das feministische magazin
Manchmal poetisch, manchmal nüchtern und mit leiser Ironie analysiert Krechel dabei die patriarchale Gesellschaft anhand der Geschichte einer traumatisierten Ich-Erzählerin.
Karin Waldner-Petutschnig, Kleine Zeitung
Dichtung ist der Text insofern, als es sich um eine hoch konzentrierte, ebenso vielgestaltige wie gehaltreiche Fülle an Beobachtungen, Empfindungen, Erinnerungen, Mutmaßungen, Erwägungen, Grübeleien, Reflexionen, Urteilen, Bekenntnissen, Phantasien, Träumen und dergleichen mehr handelt. Diese Fülle wird obendrein in kunstvoll stilisierter und immer wieder »aufwendig« um verblüffende Bilder angereicherter Alltagsprosa offeriert.
Günter Helmes, literaturkritik.de
Gespräch mit Ursula Krechel in der Sendung »Diwan - Das Büchermagazin«
Niels Beintker, Bayerischer Rundfunk
Die Ohnmacht der Frau wird durch die äußerst poetische, feinziselierte, mit vielen tastenden, variierenden Formulierungen arbeitende Sprache auf schmerzhafte Weise offengelegt.
Maria Schmuckermair, bn.bibliotheksnachrichten

01.02.2024

19 Uhr, Ludwig Forum für Internationale Kunst, Space
Jülicher Straße 97–109, 52070 Aachen

Ursula Krechel liest im Rahmen der Reihe »Forum Literatur« aus ihrer Erzählung »Der Übergriff«
Moderation: Eva Birkenstock und Hermann Müller
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