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Die Geschichte des Dragoljub Milanović

Peter Handke

Die Geschichte des Dragoljub Milanović

Es geschah am 23. April 1999 gegen zwei Uhr nachts, als Kampfflugzeuge der NATO das Gebäude des RTS, des Radio-Televizija Srbije, des serbischen Radio und Fernsehens, mit gezielten Bomben zerstörten und 16 Mit-arbeiter den Tod fanden.
Nicht unter den Toten war der Direktor des RTS, Dragoljub Milanović. Er hatte das Haus nach einem arbeitsreichen Tag eine halbe Stunde vorher verlassen, um sich schlafen zu legen. Er wäre nicht auf den Gedanken gekommen, dass der Sender mitten in Belgrad ein Angriffsziel sein könnte; blauäugig oder nicht, aber so war es.

Die spätere serbische Regierung sah das unter veränderten politischen Zielsetzungen anders und verurteilte Milanović mit der Begründung, er hätte das gesamte Personal rechtzeitig evakuieren müssen, zu einer zehnjährigen Haftstrafe, die er seither in dem Gefängnis von Po`arevac absitzt.
Peter Handke erzählt diese Geschichte aus der Sicht eines Beobachters, der sich dagegen zur Wehr setzt, dass offenkundiges Unrecht ihm die Sprache verschlägt. So erzählt er, was war und was ist, zur Kenntnisnahme und mit Anteilnahme, vielstimmig und geradlinig zugleich.

Dies ist die Geschichte eines Vergessenen, der auf Grund eines absurden Urteils eines serbischen Gerichts nahe Belgrad in einem Gefängnis sitzt. Ein Fall, der jeden Gerechtigkeitssinn herausfordert.
Erscheinungsjahr: 2011

40 Seiten, gebunden
vergriffen

Autor:
Peter Handke

Autor: Peter Handke

Zuletzt erschien:
»Vor der Baumschattenwand nachts«. Zeichen und Anflüge von der Peripherie 2007–2015. Jung und Jung, Salzburg / Wien 2016.
»Die Obstdiebin – oder – Einfache Fahrt ins Landesinnere« Suhrkamp, Berlin 2017.

Pressestimmen

Handke wäre nicht Handke, wenn er seiner Erzählung nicht einen spezifisch literarischen Dreh geben würde, mittels dessen das Geschehen gleichsam als Film vor dem geistigen Auge des Lesers abläuft und die geballte Paradoxie der Ereignisse sich eine Schneise in sein Gehirn schlägt: Kann das wirklich wahr sein?
Thomas Strobl, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Es ist das augenfällige und inzwischen vor allem auch außerhalb Serbiens gut dokumentierte Unrecht gegenüber einem Einzelnen, das Handke in Worte fasst. Gegen Achtlosigkeit und Willkür setzt er Fakten und seine eigenen Eindrücke. Wie zufällig wirkt es, dass sein – teilweise im „Spectrum“ publizierter – Text zwischen Buchdeckeln gelandet ist. Dragoljub Milanoviæ – „immer wieder sei dieser Name erwähnt, damit er sich einpräge über die Aktualitäten hinaus“ – soll erinnert werden, seine Geschichte wieder und wieder und wieder erzählt, „selbst wenn ich sie einem Baumstrunk erzählen müsste, oder einem Einbaum, oder einem verrosteten Schienenstrang“.
Julia Kospach, Die Presse